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Evolution

Evolution ist ein allgemeines Prinzip/Naturgesetz, das man kurz mit "Das Bessere setzt sich durch" erklären kann. Bei genauerer Betrachtung wird der Spruch etwas undeutlich, denn was ist "besser" (für wen) und was ist "sich" oder "durchsetzen".

"Sich" kann auf alles bezogen werden. Ob es nun ein Lebewesen, ein Programm, ein Prinzip oder Sonstiges ist. Für "sich" sind aber die Informationen die es enthält (z. B. Aufbau der Moleküle oder Art des Gemeinschaftslebens) und nicht seine Materie oder Energie (wenn vorhanden) für die Evolution ausschlaggebend. Ein Hund ist nicht so erfolgreich, weil er 25 Kilogramm Materie enthält, sondern weil diese Materie ( und seine Energie, wenn diese von Materie getrennt wird) auf ganz spezielle Weise "verteilt/aufgebaut" ist. Auch darf "sich" nicht als ein abgeschlossenes Einzelnes gesehen werden, sondern muss die Umwelt mit einbeziehen. Ameisen sind z. B. so erfolgreich, weil sie in Staaten leben. "Sich" kann auch weitere "sichs" enthalten oder in einem "sich" enthalten sein. So haben viele Säugetiere Darmbakterien, ohne die sie nicht mehr die gleichen Tiere wären. Viele Arten bestehen nur aufgrund dieser Darmbakterien, z. B. Kühe.

Die Frage "Für wen besser?" muss mit "Für sich besser" beantwortet werden. "Für sich besser" ist, wenn "sich" häufiger oder wahrscheinlicher wird.

Damit ist auch gleich die Frage beantwortet, was "durchsetzen" ist: Etwas setzt "sich" durch, wenn es wahrscheinlicher/häufiger in einer Gruppe/Menge von Dingen bzw. anderen "sichs" wird. Die in Australien eingeführten Kaninchen haben sich in den letzten Jahrhunderten gegenüber anderen Tierarten durchgesetzt oder innerhalb dieser Tierartengruppe (Grasfresser) sind sie auf Kosten der Anderen wahrscheinlicher/häufiger geworden. Damit etwas wahrscheinlicher/häufiger werden kann, ist natürlich Zeit (oder Ähnliches) von Nöten. Das heißt, Evolution ist ein zeitlicher Prozess.

Was bei der Erklärung "Das Bessere setzt sich durch" nicht direkt über die Evolution gesagt wird, ist dass das "sich" in mehreren ähnlichen Kopien vorhanden sein muss, damit es "sich" gegen andere "sichs" durchsetzen kann (damit sich ein Grasfresser gegenüber anderen durchsetzen kann, muss es davon mehrere geben). Daraus folgt unter Anderem: Um an einer Evolution teilnehmen zu können, müssen von "sichs" ähnliche Kopien erstellt werden (z. B. durch Vermehrung) und auch mehrere dieser Kopien gleichzeitig vorhanden sein (für Selektion). Nur so kann sich davon "das Bessere" "durchsetzen" und es kann immer wieder "Besseres" entstehen. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Evolution bedeutet: "Dinge", die so sind, dass sie sich selbst in einer Umwelt wahrscheinlicher machen, werden wahrscheinlicher. Insofern ist Evolution trivial.

Das "sich" wird als Individuum bezeichnet.

Wie gut ein Individuum ist, wird als Fitness bezeichnet.

Selektion ist die Auswahl von Individuen, so dass die besseren Individuen wahrscheinlicher/mehr werden.


Technisch gesehen besteht die Evolution aus drei Komponenten oder "Säulen" (siehe "Die Lösung von Darwins Dilemma" [13]):

  1. Variation: die Veränderung von Eigenschaften bei Individuen
  2. Selektion: Individuen mit (in ihrer jeweiligen Umwelt) besseren Eigenschaften werden bevorzugt bzw. haben eine höhere Überlebenswahrscheinlichkeit.
  3. Vererbung: Individuen geben ihre Eigenschaften an ihre Nachkommen ab.
Alle drei Komponenten sind nötig, denn: Ohne Variation entsteht nichts Neues, ohne Selektion kann etwas Neues nicht wahrscheinlicher werden und ohne Vererbung kann sich das Neue nicht ausbreiten.

Als eine Bedingung an die Vererbung müsste noch gestellt werden, dass durch sie die Anzahl der Individuen erhöht werden kann. Dadurch entstehen dann auch automatisch größere Populationen mit einer neuen guten Eigenschaft.


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Betti Österholz 2013-02-13